Die Europäische Zentralbank (EZB) hat einen gewaltigen Anteil an der Verantwortung für die aktuelle Teuerung. Seit gut 15 Jahren druckt sie massenhaft Geld ohne Gegenwert. So hat sich die Geldmenge M3, der Indikator für die monetäre Analyse, die den geldpolitischen Entscheidungen des Eurosystems zugrunde liegt, in den letzten 25 Jahren fast vervierfacht, ohne jedoch, dass die Wirtschaftsleistung dahinter auch nur annähernd so gewachsen wäre.
Rache heißt Inflation
Einen besonderen Turbo in der Geld-Druckerei hat die EZB im Zuge der Corona-Politik eingelegt. Das rächt sich. Und die Rache heißt Inflation.
Doch Gegensteuerungsmittel gibt es keine mehr. Das einzige, das bleibt, ist das Anheben des Leitzinses. Dieser Schritt wurde heute, Donnerstag, vollzogen: Der Leitzins im Euro-Raum steigt um 0,75 Prozentpunkte auf 1,25 Prozent. Das ist die stärkste Leitzinsanhebung seit der Einführung des Euro 1999.
Was das für die Menschen bedeutet
Eine Leitzinserhöhung wirkt sich für die Menschen indirekt aus. Der Leitzins ist der Preis, den Banken zahlen müssen, wenn sie sich Geld bei der EZB leihen. Das verteuert Kredite an Unternehmen und Bürger, die Nachfrage sinkt, Geld wird knapper und der Wert der Währung steigt – die Inflation sinkt.
Gleichzeitig bremst das die Wirtschaft, weil Unternehmen und Bürger weniger Geld ausgeben und weniger kaufen (können). Und das, obwohl die Wirtschaft nach der Corona-Politik und wegen der Russland-Sanktionen ohnedies schwächelt. Ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt für eine Leitzinsanhebung.
Erste Zinserhöhung verpufft?
Im Juli hatte die EZB erstmals seit elf Jahren die Zinsen im Euro-Raum angehoben, nämlich von 0 auf 0,50 Prozent. Ergebnis? Ist deshalb die Inflation wenigstens gebremst worden? Fehlanzeige.
Also noch einmal. Leitzins wieder anheben. Bisher war dies mit Verweis auf die Quasi-Pleitestaaten in Südeuropa stets abgewiegelt worden. Aber seit sich die Regierungen auf Kosten der Bürger über die Inflation fleißig entschulden, kann sich wohl sogar Italien eine Zinserhöhung leisten. Übrig bleiben die Menschen, die die Zeche der jahrelangen falschen Finanzpolitik zahlen müssen.