Kassenärzte-Chef Andreas Gassen übt heftige Kritik am Kaufrausch des Gesundheitsministers. Dieser habe zu viele Corona-Impfdosen für den Herbst bestellt. Auch Lauterbachs Quarantänevorschriften seien überholt. Indes warnt Karl Lauterbach (SPD) vor einer “katastrophalen Corona-Entwicklung” im Herbst.
Lauterbach bestellte 200 Millionen Impfdosen
Wohl jeder kann sich noch an Lauterbachs “Prophezeiung” vom letzten Oktober erinnern, dass “die meisten Ungeimpften von heute, bis zum Frühjahr geimpft, genesen oder leider verstorben” wären, denn das Infektionsgeschehen mit schweren Verläufen betreffe vor allem Impfverweigerer. Wie sich herausgestellt hat, ist nichts davon eingetroffen. Auch sonst hat sich noch keines der Untergangsszenarien der “Gesundheitskassandra” bewahrheitet.
Was Lauterbach jedoch nicht daran hinderte, kolportierte 200 Millionen Impfdosen zu bestellen. Bei einer Gesamteinwohnerzahl von 83 Millionen Menschen. Lauterbach geht davon aus, dass sich 60 Millionen Menschen im Herbst und Winter impfen lassen werden. Doch was ist dann mit den restlichen 140 Millionen Impfdosen?
Gassen: Impfziel unrealistisch
Dem widerspricht der Chef der Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) heftig. Lauterbach würde eine falsche Impfstrategie verfolgen, bei der bis zu hundert Millionen Euro verschwendet würden, äußerte sich Gassen gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung skeptisch.
Nach einer Kalkulation seiner Vereinigung sei nur mit höchstens 30 Millionen Impfungen zu rechnen. Darin seien ein zweiter Booster für alle ab 60, ein erster „Booster“ für alle Jüngeren und ein üppiges Kontingent für Ungeimpfte großzügig eingerechnet. Gassen selbst werde sich jedenfalls keinen zweiten „Booster“ geben lassen.
Zurück zur Normalität
Auch hinsichtlich Quarantänevorschriften sind Gassen und Lauterbach gegenteiliger Meinung. Gassen:
Wir müssen zurück zur Normalität. Wer krank ist, bleibt zu Hause. Wer sich gesund fühlt, geht zur Arbeit.
So halte man es mit anderen Infektionskrankheiten wie der Grippe auch. Die Infektionszahlen seien zwar seit Monaten sehr hoch. Und da gleichzeitig weniger getestet werde, könne man von zusätzlich Hunderttausenden nicht erkannter Ansteckungen pro Tag ausgehen. Aber die Verläufe seien fast immer milde.
Wie bei anderen Infektionskrankheiten
Gassens Vorschlag, dass sich die Menschen, so wie bei jeder anderen Infektionskrankheit auch, verhalten sollen, erteilte Lauterbach gestern, Samstag, auf Twitter eine Absage. Er schrieb:
Infizierte müssen zur Hause bleiben. Sonst steigen nicht nur die Fallzahlen noch mehr sondern der Arbeitsplatz selbst wird zum Sicherheitsrisiko. Die Krankschreibung soll telefonisch erfolgen.