Grenzen scheinen im Fluss. Nicht nur im östlichen Europa, sondern auch ganz im Westen. Neben den Katalonen wollen sich seit Jahrhunderten die Schotten von ihrer Zentralmacht abspalten.
Letztes Referendum nur knapp gescheitert
Immer wieder haben sie es probiert. 1995 brachte der Film „Braveheart“ den Freiheitskampf der keltischen Schotten gegen die germanischen Angelsachsen in alle Kinos. 2014 fand zuletzt ein Referendum über die Unabhängigkeit statt. Es scheiterte nur knapp, und schon damals wurden die Stimmen laut, dass die Zeit für die schottische Unabhängigkeit arbeite.
Mit dem Brexit, der in Schottland mehrheitlich abgelehnt wurde, zumal das Land wirtschaftlich rückständig ist und damit viele EU-Förderungen erhalten hatte, erhielt die Frage nach der Unabhängigkeit neuen Auftrieb.
Gleiche Frage wie 2014
Und jetzt meint die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon, dass die „Zeit gekommen sei, um Schottland auf den richtigen Weg zu bringen. Die Zeit für die Unabhängigkeit ist gekommen.“ Am 19. Oktober 2023 sollen die Schotten wieder an den Urnen für oder gegen eine Unabhängigkeit stimmen können. Dabei soll die Frage wie 2014 gestellt werden, nämlich ob „Schottland ein unabhängiges Land sein sollte?”
Nationale Linke
Interessant ist, dass es, wie in Katalonien, auch in Schottland nationale linke Bewegungen gibt. So sprechen sich dort auch die Grünen für die Unabhängigkeit von England aus.
Dabei argumentieren die schottischen Nationalisten, dass es verfassungsrechtlich keiner Zustimmung der britischen Regierung zum Referendum brauche, was wiederum die Regierung unter Boris Johnson in London einmahnt. Es sind also noch einige Hürden bis zum Referendum zu meistern. Aber klar ist schon jetzt: Möglicherweise verändert Europa auf kurz oder lang auch im Westen sein Gesicht.