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Wolodimir Selenskij

In Ansprachen gibt sich Staatspräsident Wolodimir Selenskyj siegessicher. Doch intern scheint bereits gehörig Sand im Getriebe zu sein.

26. Juni 2022 / 11:39 Uhr

Im Zeichen der drohenden Niederlage: Staatsführung sucht schon Sündenböcke

Ungeachtet präsidialer Siegesrhetorik ist die ukrainische Staatsführung bereits auf der Suche nach Sündenböcken, die man für die drohende Niederlage im Krieg gegen Russland verantwortlich machen kann. Beim Chef des Inlandsgeheimdienstes scheint man vorerst fündig geworden zu sein.
Sündenböcke gesucht
In den Focus der Kritik ist mit Iwan Bakanow niemand geringerer als der Chef des ukrainischen Sicherheitsdienstes SBU geraten  ein Freund Wolodimir Selenskyjs aus Jugendtagen.
“Wir sind sehr unzufrieden mit seiner Arbeit und arbeiten daran, ihn los zu werden”, zitiert das Magazin Politico einen Spitzenbeamten aus dem näheren Umfeld des Staatspräsidenten:

Wir sind nicht zufrieden mit seinen Managementfähigkeiten, wissen Sie, denn jetzt brauchen wir Anti-Krisen-Management-Fähigkeiten, und wir glauben, dass er sie nicht hat.

Fehlentscheidungen und Korruption
Angelastet wird Bakanow speziell der Fall der Stadt Cherson im Süden des Landes und Korruption innerhalb der Behörde. Denn die Eroberung von Cherson habe Putins Streitkräften einen entscheidenden Stützpunkt in der südlichen Region des Landes entlang der Schwarzmeerküste ermöglicht. „Dafür muss jemand leiden“, zitiert Politico den Spitzenbeamten, welcher diesbezüglich mit dem Finger auf Bakanov deutete.
Befehle missachtet
Es geht aber nicht ausschließlich um Bakanow, sondern auch um hohe SBU-Offiziere, deren Fehlentscheidungen Verluste wertvollen Territoriums, inklusive Chersons, verursacht haben sollen. So soll der Leiter der SBU-Direktion von Cherson, General Serhiy Kryvoruchko, unter Missachtung eines Befehls des Präsidenten, die Stadt evakuiert haben. Der Einmarsch soll für die russischen Truppen nur deswegen so mühelos gewesen sein, weil verabsäumt wurde, eine wichtige Brücke zu sprengen.
SBU-Agenten geflüchtet
Generell werden innerhalb des Geheimdienstes zahlreiche russische Spione und Sympathisanten vermutet. Mittlerweile wird der Leiter des Anti-Terrorzentrums des örtlichen Büros in Cherson beschuldigt, russischen Streitkräften auf dem Weg von der Krim nach Norden Hinweise auf die Standorte ukrainischer Minen gegeben zu haben. Weiters soll er dabei geholfen haben, eine Flugroute für feindliche Flugzeuge zu koordinieren, während er selbst in einem Konvoi von SBU-Agenten in den Westen geflohen war.

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