Wer erinnert sich noch? Ist erst ein gutes halbes Jahr her, als die Europäische Zentralbank die Inflation für „vorübergehend“ hielt, damals als sie bei vier Prozent angekommen war. Nur sieben Monate später steht sie bereits beim Doppelten im Euroraum.
Beruhigungspillen für die Österreicher?
Österreichs Nationalbank (OeNB) sieht auch keine Spur von „vorübergehend“, denn sie hat ihre Inflationserwartung für das laufende Jahr erhöht. Im April ging sie noch von 5,6 Prozent für 2022 aus, mittlerweile sind es sieben Prozent.
Sinkendes Vertrauen in die staatlichen Institutionen trifft auch bei der Nationalbank zu. Denn im Mai lag die Inflationsrate bei 7,7 Prozent. Und wenn die Großhandelspreise im letzten Monat um 25,1 Prozent höher als im Jahr zuvor lagen, scheint eine Jahresinflation von sieben Prozent schlicht unrealistisch.
„Historisch starker“ Reallohnverlust
Das trifft auf einen prognostizierten Reallohnverlust von 2,5 Prozent – „historisch stark“, wie die OeNB-Gouverneur Robert Holzmann sagte.
Es ist wahrlich ein Rätsel, wie OeNB-Chefprognostiker Gerhard Fenz darauf kommt, dass die Konsumausgaben der privaten Haushalte deutlich zulegen und damit die Konjunktur stützen würden. Einschränkend fügt er hinzu, dass dies allerdings nur „durch den Rückgang der Sparquote“, sprich durch das Zurückgreifen auf den Notgroschen der Bürger möglich sein wird.
Also doch „vorübergehend“
Die Nationalbank geht davon aus, dass die Inflationsrate in Österreich 2023 wieder auf 4,2 Prozent und 2024 auf 3,0 Prozent zurückgeht – in der gesamten Eurozone sollte es bis dahin sogar eine Normalisierung bei 2,1 Prozent geben. Also doch „vorübergehend“.