Die alte Frage cui bono (Wem nützt es?) ist beim Ukraine-Konflikt aktuell schnell beantwortet: den USA, konkret den Gasexporteuren.
Lange vor Ukraine-Krise vorgesorgt
Schon Ende 2021, also noch lange vor dem Ukraine-Krieg, verlagerten die us-amerikanischen Gasfirmen ihr Geschäft Richtung Europa. Denn nur dort konnten sie, wie der Focus berichtete, Traumgewinne einfahren:
Während eine Million „British Thermal Units“ (MMBtu) Erdgas – das entspricht etwa 26,4 Kubikmetern – in den USA gerade einmal 1,90 bis 3,80 US-Dollar kostet, lässt sie sich in Deutschland für 27,20 Dollar verkaufen.
Das ist ein Gewinn von 1.300 Prozent, den die bundesdeutschen Bürger bezahlten. Noch mehr bezahlen mussten die Niederländer und die Nordeuropäer.
Sahnehäubchen draufgesetzt
Drei Monate später verschärft sich die Lage nocheinmal – und die US-Exporteure scheffeln noch mehr Geld. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, treten die US-Exporteure von verflüssigtem Erdgas als „große Gewinner der europäischen Versorgungskrise“ infolge der Russland-Sanktionen hervor.
In weiser Voraussicht hatte etwa der größte US-Exporteur in den letzten Monaten langfristige Verträge mit Europa abgeschlossen – die sich jetzt in bares Geld umwandeln lassen.
Entscheidung der Regierungen
Denn das von den meisten europäischen Regierungen beschlossene Importverbot für russisches Erdöl und Erdgas, immerhin 40 Prozent des europäischen Erdgases, will jetzt kompensiert werden. Und das kostet. Aktuell etwa zehnmal so viel wie vor einem Jahr. Bezahlen müssen das die einfachen Bürger. An den Tankstellen ist es bereits zu spüren. Alle anderen Produkte werden folgen.
Verantwortlich dafür sind ihre Regierungen, die in einer Haltung der moralischen Überlegenheit und auf Kosten der eigenen Bevölkerung mutwillig die Versorgungskrise ausgelöst haben. Denn Russland lieferte immer Gas, selbst in den kritischsten Zeiten des Kalten Krieges.