Am 10. und 24. Oktober fanden in Meran, Südtirol, Kommunalwahlen statt. Nach mehr als einhundertjähriger erzwungener Zugehörigkeit zu Italien ist das Verhältnis zwischen deutscher und italienischer Volksgruppe etwa ausgeglichen.
Erstmals deutscher Bürgermeister 1980
1980 war es erstmals gelungen, mit Franz Alber (SVP, Schwesterpartei der ÖVP) wieder einen deutschen Bürgermeister zu wählen. Da damals keine Volksgruppe eine absolute Mehrheit hatte, einigte man sich (es gab noch keine Direktwahl), bei Halbzeit zu rotieren. Die beiden Legislaturperioden der 1980er Jahre waren davon geprägt. Fünf Jahre regierte Alber, fünf Jahre ein Mann der Democrazia Cristiana (DC; italienisch für Christliche Demokratie).
1990 wurde Armin Ganner (SVP) zum Bürgermeister gewählt und sollte erstmals eine ganze Legislaturperiode regieren, da die Volkszählung ein deutsches Übergewicht ergeben hatte. Aufgrund von Eigentoren musste Ganner 1994 bis zum Ende der Legislatur, kaum ein Jahr, für eine Italienerin Platz machen.
Stabile deutsche Legislaturperioden
1995 kehrte nach den Wahlen Franz Alber ins Amt zurück und blieb es zwei volle Legislaturperioden. Ihm folgte 2005, ebenfalls zwei Perioden lang, Günther Januth (SVP). Dann gelang Paul Rösch 2015 die Wahl mit Hilfe der Grünen und der italienischen Linken. 2020 wurde er wiedergewählt, brachte aber keine Regierungsmehrheit zusammen.
Ende einer guten Ära
Der Staat setzte einen Kommissar ein bis zu den Neuwahlen, die gestern, Sonntag, im zweiten Durchgang zu Ende gingen. Meran hat nun 19 deutsche Gemeinderäte, 16 italienische und einen Albaner (über eine italienische Liste) – aber dennoch keinen deutschen Bürgermeister mehr. Denn in der Stichwahl unterlag Rösch knapp einem italienischen Kandidaten von Mitte-Rechts.