Auch wenn es die ÖVP-Führung nicht wahrhaben will: In der Basis rumort es gewaltig. Das zeigte die Wahlschlappe der ÖVP am Sonntag bei der Bürgermeister-Stichwahl in Oberösterreich, wo jeder dritte schwarze Bürgermeistersessel verloren ging.
Landtagswahl gerade noch vor ÖVP-Skandal
Die Affäre um Sebastian Kurz hatte also sofort Auswirkungen auf das Wahlverhalten der Menschen. Und so kann ÖVP-Landeshauptmann Thomas Stelzer heilfroh sein, dass die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) mit den Hausdurchsuchungen im Kanzleramt, im Finanzministerium und in der ÖVP-Zentrale bis nach der oberösterreichischen Landtagswahl zuwartete. Wer weiß, wie die Wähler ihr Vertrauen nach diesem Ereignis verteilt hätten.
Sechs weitere Bürgermeistersessel für die FPÖ
Nutznießer der Entwicklung sind die Freiheitlichen. Bei den gestrigen Stichwahlen in 72 oberösterreichischen Gemeinden konnte die FPÖ sechs weitere Bürgermeistersessel erobern und hält damit bei 14 Gemeindevorstehern. Der Welser FPÖ-Bürgermeister Andreas Rabl musste ja nicht in die Stichwahl, er kam schon zuvor auf unglaubliche 60 Prozent Zustimmung. Unzensuriert berichtete.
“Schwarzer” Wahlsonntag für ÖVP
Einen „schwarzen Wahlsonntag“ setzte es für viele ÖVP-Ortskaiser. Von 36 amtierenden Bürgermeister mussten zwölf ihren Posten räumen. Besonders schmerzhaft ist der Verlust des Bürgermeistersessels in den Bezirkshauptstädten Vöcklabruck, Eferding, Freistadt und Schärding. In den beiden letztgenannten Städten lag der ÖVP-Kandidat nach dem ersten Wahlgang noch in Führung, musste sich aber in der Stichwahl jeweils dem Herausforderer geschlagen geben.
“Opfer der Kurz-Partie”
Für FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz ist dieses Ergebnis auch eine Auswirkung des ÖVP-Korruptionsskandals:
Diese vier ÖVP-Bürgermeister dürfen sich speziell bei Sebastian Kurz bedanken, sie sind die ersten Opfer der Kurz-Partie.
Massiv geschadet hat die Kurz-Affäre auch dem ÖVP-Kandidaten in Linz. Dort besiegte SPÖ-Bürgermeister Klaus Luger seinen ÖVP-Kontrahenten Bernhard Baier haushoch mit 73,1 zu 26,9 Prozent. Bei der letzten Stichwahl 2015 hatte Baier mit 39 Prozent ein deutlich besseres Ergebnis.