Einst wurde der Libanon als die Schweiz des Nahen Ostens in den Medien gelobt. Heute stehen der Staat Libanon und seine Bevölkerung vor einem großen gesellschaftlichen und ökonomischen Trümmerhaufen. Der ethnisch-religiöse Multi-Kulti-Staat Libanon ist gescheitert. Das Zusammenleben von Christen, Muslimen und Drusen funktioniert rund 30 Jahre nach dem Ende des Bürgerkriegs weniger denn je.
Clans beherrschen das Land
Die einflussreichen Clans des Libanon konnten sich seit der Explosionskatastrophe am 4. August 2020 auf keine handlungsfähige Regierung in Beirut einigen. Nach der Explosionskatastrophe musste der damalige sunnitische Ministerpräsident Hassan Diab zurücktreten und ist seither nur mehr „geschäftsführend“ im Amt. Im Oktober beauftragte das Parlament den einflussreichen Sunnitenführer und früheren Ministerpräsidenten Saad Hariri mit der Bildung einer neuen Regierung.
Hariri scheiterte und libanesische Währung kollabierte
Binnen neun Monaten war es Hariri nicht gelungen, eine tragfähige ethisch-religiöse Regierung aus Sunniten, Schiiten, Christen und Drusen zu bilden. Vor allem die Rivalität von Hariri mit dem christlichen Präsidenten Michel Aoun soll das Projekt Regierung letztlich zum Scheitern gebracht haben. Aktuell kollabiert die libanesische Währung, da weder der wirtschaftliche Absturz gebremst noch Reformen eingeleitet wurden.
Das hat auch die internationalen Geldgeber mit ihren dringend notwendigen Hilfskrediten vertrieben. Ein US-Dollar kostet jetzt 24.000 libanesische Pfund. Vor dem Kollaps des Finanzsystems und dem staatlichen Bankrott war die libanesische Landeswährung zum fixen Kurs von 1 zu 1.507 an den Dollar gebunden.
Schiitische Hisbollah kontrolliert das Land
Lachender Dritter zwischen dem Christen Aoun und dem Sunniten Hariri ist die vom Iran unterstützte schiitische Hisbollah-Miliz. Sie kontrolliert weite Teile des total verarmten Landes heute wie einen Staat im Staat. Ohne Hisbollah ist keine Regierungsbildung möglich. Gleichzeitig verhindert die Schiitenmiliz die Aufklärung der Explosionskatastrophe von 2020.