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Herbert-von-Karajan-Straße

Dem großen Dirigenten und Macher der Salzburger Festspiele, Herbert von Karajan, droht nun der Verlust der nach ihm benannten Straße, weil er NSDAP-Mitglied war.

9. Juni 2021 / 13:48 Uhr

Historiker wollen Herbert von Karajan, Ferdinand Porsche und Karl Heinrich Waggerl Straßennamen wegnehmen

Brisant: In der Stadt Salzburg stehen 66 Namenspaten von Straßennamen im Verdacht, eine Nähe zum Nationalsozialismus gehabt zu haben. Der Gemeinderat soll nun über die Umbenennung dieser Straßennamen entscheiden.

In Wien hat eine Handvoll linker Chaoten das Denkmal des früheren Bürgermeisters Karl Lueger so lange beschmiert, bis nun sogar eine Diskussion über den Abriss der Statue entbrannte. Und in Salzburg setzte nun eine Historikerkommission 66 Namenspaten von Straßen auf die „rote Liste“ – darunter auch so prominente Namen wie jene des Dirigenten Herbert von Karajan, des Automobilkonstrukteurs Ferdinand Porsche und des Heimatdichters Karl Heinrich Waggerl.

Mehrheit im Gemeinderat entscheidet

Geht es nach den Historikern, sollen Politiker der Stadt Salzburg entscheiden, welche Straßen nun umbenannt werden. Bei Karajan, Porsche und Waggerl habe man eine Nähe zum NS-Regime festgestellt. Die Mehrheit im Gemeinderat wird ausschlaggebend sein, ob die Straßennamen der berühmten Söhne Salzburgs nun für immer aus dem Stadtbild verschwinden.

Breite Bevölkerung lehnt Umbenennung ab

SPÖ-Vizebürgermeister Bernhard Auinger sagte gegenüber der Kleinen Zeitung, dass die breite Bevölkerung eine Umbenennung ablehnen würde. Auch die Stadt-FPÖ sieht dies kritisch.

Karajans Nazi-Verstrickungen werden damit begründet, dass er bereits 1933 der NSDAP beigetreten sei. Vor dem Entnazifizierungskomitee der Alliierten habe Karajan dagegen ausgesagt, sich nie um eine Mitgliedschaft bemüht zu haben und nur aus Karrieregründen der NSDAP in Aachen beigetreten zu sein.

Porsche ein “politischer Konjunkturritter”

Ob Ferdinand Porsche ein Nazi gewesen sein soll, darüber streiten sich selbst Historiker. Zum einen war er seit 1937 zwar Mitglied der NSDAP, Huldigungen des Regimes nahm er gern entgegen – Hitler erhob ihn gar in den „Genie-Adelsstand“. Zum anderen übernahm Porsche nicht die menschenverachtende Ideologie der Nazis, die in seiner Firma eingesetzten Zwangsarbeiter wurden nicht so schlecht behandelt wie anderswo. Er sei ein „im Kern unpolitischer Technokrat“ gewesen und ein „Opportunist reinsten Wassers“, so die Autoren des Buches „Porsche – Vom Konstruktionsbüro zur Weltmarke“. Als „politischer Konjunkturritter“ suchte Porsche die Nähe zum Regime, weil er dadurch Rückenwind für seine Geschäfte bekam.

Volksdichter Waggerl war auch Bürgermeister

Karl Heinrich Waggerl (1897-1973) war ein begnadeter Volksdichter und einer der meistgelesensten österreichischen Schriftsteller (fünf Millionen verkaufte Bücher), soll aber ab 1938 Mitglied der NSDAP gewesen sein. Ab 1939 war Waggerl Landesobmann für Schriftsteller im NS-Gau Salzburg und ab 1940 Bürgermeister von Wagrain. Kann man ihm vorwerfen, dadurch zu den hochrangigen Nazifunktionären des Landes Salzburg gehört zu haben?

Historikerkommission machte drei Kategorien

Waggerl wurde von dem neunköpfigen Historikerbeirat in die Kategorie III gestuft, heißt: Hier besteht Diskussions- und Handlungsbedarf. Karajan schaffte es in die weniger belastete Kategorie II. In der Kategorie I findet man Personen wie Porsche, deren Verstrickungen mit dem Nazi-Regime laut den Historikern nicht so gravierend waren.

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