Fred Turnheim

Fred Turnheim tritt als Präsident des Österreichischen Journalistenclubs (ÖJC) ab. In seinem Abschiedsbrief an die Mitglieder nennt er viele Problemfelder, die Handlungsbedarf erfordern.

21. April 2021 / 11:02 Uhr

Journalisten-Präsident kritisiert „unsägliche Strategie des Message-Control der aktuellen Regierung“

Der Präsident des Österreichischen Journalistenclubs (ÖJC), Fred Turnheim, sagt Adieu – aber nicht ohne heftige Kritik an der aktuellen Regierung und ihrer „unsäglichen Strategie des Message Control“ zu üben.

Abschiedsbrief an ÖJC-Mitglieder

In seinem Abschiedsbrief an die ÖJC-Mitglieder zählt Turnheim aktuelle Probleme im österreichischen Journalismus auf, „die dringend Handlungsbedarf erfordern“. Der letzte Punkt rüttelt besonders auf – trotz der deutschen Rechtschreibung widersprechenden “Gendersternchens”:

Last but not least ist für mich eines der größten Handlungsfelder, das alle Journalist*innen gemeinsam und schnellstmöglich angehen sollten, die unsägliche Strategie des Message-Control der aktuellen Regierung.

Damit spricht der scheidende Präsident hunderter Journalisten zum ersten Mal sehr deutlich über das schwelende Krebsgeschwür der österreichischen Medienwelt.

Unerfreuliches wird kleingehalten

Aber wie genau funktioniert diese “Message-Control” der schwarz-grünen Regierung? ÖVP-Kanzler Sebastian Kurz und sein Team bestimmen im Wesentlichen, worüber die Zeitungen und Fernsehsender berichten. Welche Nachricht sie bringen, welche Überschrift, welches Foto und wie die Titelseite auszusehen hat.

Unerfreuliche Nachrichten werden kleingehalten. Da braucht man sich nicht zu wundern, dass Hausdurchsuchungen beim amtierenden ÖVP-Finanzminister und Ex-ÖVP-Minister, politische Interventionen bei Ermittlungen, zu Unrecht verliehene akademische Titel oder das Versagen des ÖVP-Innenministers im Vorfeld des Wien-Terrors oder der illegalen Migration nicht wochenlang die Titelseiten füllen.

Kurz bedankt sich mit Regierungsinseraten

Man möchte meinen, das sind Skandale, die Journalisten bis ins kleinste Detail auskosten. Tun sie aber nicht – sofern es sich um Skandale der ÖVP handelt. Die Regierung Kurz bedankt sich dafür mit noch nie dagewesenen Geldflüssen. Im Vorjahr wurden täglich 2,7 Millionen Euro und insgesamt mehr als eine Milliarde Euro für Regierungswerbung ausgegeben. Unzensuriert berichtete.

Presseförderung reines Gießkannenprinzip

Die Presseförderung ist übrigens auch ein Punkt, den der ÖJC-Präsident in seinem Abschiedsbrief kritisiert. Er schreibt (leider wieder mit “Sternchen):

Die Presseförderung in Österreich als ein reines Gießkannenprinzip ist unfair und hemmt die Innovationsförderung für junge Medienmacher*innen.

Mutige Journalisten wie Turnheim, die die Probleme erkennen und ansprechen, werden der österreichischen Medienlandschaft fehlen. Schade nur, dass der ÖJC-Präsident seine ungeschminkte Meinung erst kundtut, wenn er in den Ruhestand wechselt.

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