Kaum ein Sterbenswörtchen hört man von Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) angesichts der drohenden Schließung des MAN-Werks in Steyr, die 2.000 Arbeitnehmer und insgesamt sogar 8.000 Beschäftigte in der Region ihren Job kosten würde. Ob das daran liegen könnte, dass Kochers Ehefrau in der MAN-Zentrale in München als leitende Angestellte tätig ist? FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl fordert Kocher auf, endlich Initiativen zu setzen.
Ehefrau lobt Minister als „blitzgescheit“
Als der Ökonom Kocher Anfang 2021 als Nachfolger der über massiven Plagiatsverdacht gestolperten Christine Aschbacher neuer ÖVP-Arbeitsminister wurde, durften die üblichen medialen Einblicke ins Privatleben nicht fehlen. Und wer könnte diese authentischer geben als die eigene Ehefrau? „Blitzgescheit und in sich ruhend“ sei ihr Martin, verkündete Natalie Kocher im Frauenmagazin Woman.
Natalie und Martin Kocher hatten sich beim Studium in Innsbruck kennengelernt, doch dann verschlug es die beiden, die, so erfährt man weiter, ihre Karrieren immer in den Vordergrund stellten, weshalb sich Kinder auch „nie ergeben“ hätten, in verschiedene Himmelsrichtungen. Der heutige Minister wurde nach zahlreichen internationalen Stationen in Wien sesshaft, seine Ehefrau arbeitet hingegen in München.
Frau Kocher bei MAN in München
Ihr dortiger Arbeitgeber ist in Österreich zuletzt stark ins Gerede gekommen. Es handelt sich um den Lkw-Hersteller MAN (“Maschinenfabrik Augsburg-Nürnnberg”), der im oberösterreichischen Steyr sein Werk mit rund 1.845 Mitarbeitern schließen will. Natalie Kocher ist dort laut ihrem LinkedIn-Profil als „Vice President Technisches Ordercenter“ tätig, Woman zufolge führt sie ein Team aus 50 Personen – eine leitende Angestellte also.
MAN sperrt Werk in Steyr zu
Ihr Job dürfte wohl nicht wackeln, doch insgesamt steht MAN aufgrund von Fehlentscheidungen des Managements wirtschaftlich schlecht da. Corona verschärfte die Krise. Und so kündigte man im September 2020 – nicht einmal zwei Jahre nach der Unterschrift – einen Garantievertrag für den Standort Steyr, der ursprünglich bis 2030 geschlossen worden war. Ein Verkauf soll jetzt die Jobs retten, doch die Übernahme des Werks durch den früheren Magna-Manager Siegfried Wolf scheiterte zuletzt am Veto der Belegschaft. Auch Wolf hatte massiven Personalabbau angekündigt.
Rund 8.400 Jobs gefährdet
Insgesamt hängen in der Region Steyr rund 8.400 Arbeitsplätze am MAN-Werk. Die Politik wäre also massiv gefordert, gerade in der Zeit, in der durch die Corona-Politik der Regierung ohnehin Rekordarbeitslosigkeit herrscht, alles zu unternehmen, um diese drohende Massenkündigung zu verhindern. Besonders gefordert wäre hier logischerweise der Arbeitsminister.
Doch von dem hört man kaum etwas. Nach dem Platzen des Verkaufs an Siegfried Wolf sagte Kocher zuletzt, es sei „wichtig, die Arbeitsplätze zu sichern“ und er hoffe, dass dies gelinge. Einen eigenen Beitrag dazu stellte er nicht in Aussicht.
Kickl: Erwarte Initiative zur Rettung der Arbeitsplätze
Daran übt jetzt FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl heftige Kritik. „Von einem für den Schutz der österreichischen Arbeitsplätze zuständigen Minister erwarte ich mir hier klare Initiativen und eine Unterstützung der Belegschaft dabei, gegen diese miese Vorgehensweise anzukämpfen“, spielt Kickl auf die Kündigung der Standortgarantie durch MAN an. Kocher müsse „das verbliebene politische Gewicht der Regierung gegenüber MAN bzw. seinem Mutterkonzern Volkswagen in die Waagschale werfen“.
Macht er nichts, um Karriere der Ehefrau nicht zu gefährden?
Auch Kickl stößt der Umstand, dass Kochers Ehefrau für den MAN-Konzern tätig ist, sauer auf:
Unter diesen Voraussetzungen bekommt die Vogel-Strauß-Politik des Arbeitsministers einen besonders schalen Beigeschmack. Macht er etwa deshalb nichts, um die weitere Karriere seiner Frau nicht zu gefährden? Schon um sich nicht diesem Verdacht auszusetzen, muss Kocher jetzt endlich in die Gänge kommen und auch die Möglichkeit staatlicher Hilfen für die Rettung des Werks – in wessen Eigentümerschaft auch immer – prüfen. Der Staat zahlt Milliarden Euro an Kurzarbeitsgeld, um Jobs zu retten. Aber die Mitarbeiter von MAN, wo naturgemäß ebenfalls die Corona-Krise die wirtschaftlichen Schwierigkeiten massiv verschärft hat, sollen durch die Finger schauen. Das ist nicht fair.