Lieber keine Impfung, als ein Risiko eingehen – unter diesem Motto dürften jetzt viele verunsicherte Menschen handeln. Tausende Impf-Berechtigte lehnten den Impfstoff von AstraZeneca dankend ab und ließen sich nach hinten reihen.
Zehn Prozent Impf-Verweigerer in Wien
In Wien machen die AstraZeneca-Impf-Verweigerer rund zehn Prozent aus, wie “Radio Wien” am Freitag berichtete. Auch in der Steiermark ließen viele ihren Impftermin sausen. Der steirische Impfkoordinator Michael Koren sagte gegenüber dem ORF:
Von den in dieser Woche impfwilligen 5.000 haben rund 1.700 den Impftermin nicht wahrgenommen. Nächste Woche gibt es 25.000 Impfungen mit AstraZeneca, davon haben sich schon 3.700 abgemeldet und wollen den Impftermin nicht wahrnehmen.
Die, die sich abgemeldet haben, bleiben aber weiterhin in der Impfdatenbank des Landes und werden zu einem späteren Termin wieder eingeladen – in der Hoffnung, dann vielleicht einen anderen Impfstoff zu erhalten. Es ist aber nicht auszuschließen, dass sie dann neuerlich den AstraZeneca-Impfstoff angeboten bekommen.
EMA sieht Zusammenhang mit Hirnvenen-Thrombosen
Wie berichtet, sieht die EU-Arzneimittelbehörde (EMA) einen Zusammenhang von AstraZeneca mit dem Auftreten von Hirnvenen-Thrombosen. Der Chef der EMA-Impfabteilung, Marco Cavaleri, sagte am Dienstag in einem Interview mit der italienischen Tageszeitung Il Messaggero:
Wir können mittlerweile sagen, dass es klar ist, dass es einen Zusammenhang mit dem Impfstoff gibt.
Weil festgestellt wurde, dass die Blutgerinsel vor allem bei jungen Frauen auftreten, schränkten viele Länder das Impfen mit AstraZeneca ein, wie zum Beispiel Deutschland, das diesen Impfstoff nur noch bei über 60-Jährigen einsetzt. Italien und Belgien reagierten ähnlich.
Nutzen des Impfstoffs höher als Risiko
Das nationale Impfgremium (NIG) in Österreich folgte hingegen der Empfehlung der EMA. Diese hatte nach neuerlichen Beratungen am Mittwoch betont, dass der Nutzen des Impfstoffs höher sei als das Risiko. Die Anwendung des Vakzins werde daher weiterhin „uneingeschränkt“ empfohlen, hieß es in einer Stellungnahme der NIG.
Tausende Österreicher folgten der Empfehlung der Behörde aber nicht und wollten das Risiko, nach Verabreichung des Vakzin ein Blutgerinsel zu erleiden, nicht eingehen.