Kartoffel

In Tirol gibt es Aufregung, weil ausgerechnet ein ÖVP-Funktionär Erdäpfel aus Ägypten importiert, während die Bauern auf Tonnen Erdäpfelernte sitzenbleiben.

18. März 2021 / 15:12 Uhr

Erdäpfel aus Ägypten: Nächster „Etiketten-Schwindel“ im ÖVP-Umfeld

Während heimische Bauern auf Tonnen von Erdäpfeln sitzen, bietet der Handel Waren aus dem Ausland an. Besonders brisant: Ein Tiroler ÖVP-Bauer verkauft an die Lebensmittelkette „MPreis“ ägyptische Kartoffeln.

ÖVP-Funktionär verkauft ausländische Lebensmittel

Dabei handelt es sich um den Obst- und Gemüsebauern Romed Giner aus Thaur im Bezirk Innsbruck-Land. Sein Unternehmen verpackte die Ware aus Ägypten ab und lieferte sie dem Lebensmittelhandel. Das ist aus zweiterlei Gründen bemerkenswert: Zum einen verdirbt in Tirol die Erdäpfelernte von insgesamt 2.432 Tonnen, weshalb es bereits eine Zusage von einer Stützpreisförderung für die auf ihren Produkten sitzengebliebenen Bauern gibt, und zum anderen wirbt die ÖVP ja ständig für regionale Produkte – und dann verkauft ein Funktionär ausländische Waren.

Auf Liste zwei des Bauernbundes

Giner kandidiert nämlich für die ÖVP auf Listenplatz zwei des Bauernbundes zur Tiroler Landwirtschaftskammerwahl. Kritiker sprechen daher vom nächsten „Etiketten-Schwindel“ im ÖVP-Umfeld, nachdem das Unternehmen „Hygiene Austria“, bei dem Mann und Schwager der Büroleiterin von ÖVP-Bundeskanzler Sebastian Kurz beschäftigt sind, chinesische Masken auf „Made in Austria“ umetikettiert haben soll.

Von „Etiketten-Schwindel“ bei den Erdäpfeln wird gesprochen, weil die ÖVP öffentlich stets für heimische Produkte wirbt, aber die eigenen Funktionäre dann ausländische Waren regionalen Erzeugnissen vorziehen, wie jetzt die Erdäpfel aus Ägypten, die als „Heurige Qualitäts-Erdäpfel“ mit Hinweis des Herkunftslandes angepriesen werden.

Dass der Import von Erdäpfeln aus dem 4.100 Kilometer entferntenn Ägypten nicht besonders umweltfreundlich ist, liegt nicht nur an der großen Entfernung, sondern auch an den nur mit großem Bewässerungsaufwand betriebenen Anbau-Methoden im kargen Wüstenboden.

Kurioses Verhalten von “MPreis”-Pressedame

Giner war für unzensuriert für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Ein versprochener Rückruf seitens seines Büros erfolgte bis dato nicht. Kurios das Verhalten der Pressedame bei „MPreis“, die zuerst telefonisch das Zuschicken einer Presseerklärung versprach, dies aber dann doch nicht tat.

Gegenüber der Kronen Zeitung erklärten Giner und „MPreis“ in Form einer gemeinsamen Pressemitteilung, dass sie den Zukauf aus Ägypten deshalb vornehmen würden, „um den Kunden eine Auswahl zu geben“.

Direktor der Landwirtschaftskammer beklagt schlechte Qualität

Im Kurier aber beklagt der Direktor der Landwirtschaftskammer, Werner Brugner, die schlechte Qualität der Importware:

Bei genauerem Hinsehen erweisen sich diese teils als Schnäppchen angebotenen Frühkartoffeln als gängige Herbstkartoffeln höchstwahrscheinlich aus Ägyptens Wüstenboden. Und sie haben bereits eine Wegstrecke von mehr als 4.100 Kilometer zurückgelegt, wenn sie bei uns in die Regale geschlichtet werden.

Brugner verwies darauf, dass in Ägypten deutlich niedrigere Umwelt- und Sozialstandards als in der österreichischen Landwirtschaft gelten, da die Kartoffeln unnatürlich in Wüstensand mit aufwendiger künstlicher Bewässerung kultiviert werden.

Mehr verwelkt als frisch

Laut Landwirtschaftskammer hätten Prüfer bei Frühkartoffeln aus Ägypten teils erhebliche Qualitätsmängel entdeckt. Brugner:

Zwei der 15 Proben wiesen eklatante Qualitätsmängel auf. Während die Kartoffeln einer Probe mehr verwelkt als frisch waren, war die Schalenfarbe einer weiteren Probe durchgängig eher grün als braun. Kartoffeln mit grüner Schale sollten nicht mehr verzehrt werden.

Der Grund: Sie enthalten vermehrt Solanin, ein natürliches Gift, das durch falsche Lagerung unter Lichteinfluss entsteht.

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