Das Elsass hat auch in Österreich einen mystischen Stellenwert. Obwohl 800 Kilometer von Wien entfernt, bewegt sein Schicksal, das seit Jahrhunderten von den Eroberungsfeldzügen der Franzosen geprägt ist, immer noch. Ja, sogar die Kronen Zeitung half in den 1980er Jahren mit, den dort lebenden Deutschen des heute wieder zu Frankreich gehörenden Landstrichs bei der Erhaltung ihrer Kultur zu helfen. Mit der Aktion „Wer lädt ein Kind aus dem Elsass ein?“ wurde mehr als tausend deutschstämmigen Kindern ein Ferienaufenthalt bei österreichischen Familien ermöglicht, die ihnen nicht nur die deutsche Sprache mitgaben, sondern vor allem ein Gefühl der Zusammengehörigkeit.
Schwächung durch Eingliederung in Großregion
Solche Aktionen fielen naturgemäß in Frankreich, wo jeder, der auf dem Staatsgebiet geboren ist, selbstverständlich als Franzose gilt, nicht auf Gegenliebe. Mit verschiedensten politischen Mitteln versucht Paris seit jeher, französische Tatsachen zu schaffen.
Zuletzt, im Jahr 2016, gliederte Paris das Elsass in die Großregion „Grand Est“ (Großer Osten) ein, wo die Elsässer naturgemäß nur eine Minderheit unter Franzosen darstellen. Das Elsass verschwand damit vor fünf Jahren von der politischen Karte Frankreichs.
Blick nach Osten
Doch jetzt erhält es ein wenig Eigenständigkeit zurück.
Die Departements „Haut-Rhin“ und „Bas-Rhin“ (Ober- und Niederrhein) verschmolzen Anfang des Jahres zu einer in Frankreich einzigartigen Gebietskörperschaft mit dem sperrigen Namen „Collectivité européenne d’Alsace“.
Blut ist dicker als Wasser
Ihr Logo ist die im Elsass beliebte herzförmige Bretzel, eine typisch deutsche Backware. Das Logo ist Programm: Eher nach Deutschland und in die Schweiz will man sich orientieren, weniger nach Paris, wie der Rest der Region Grand Est. Dafür kann die neue Gebietskörperschaft Deutsch- und Dialektunterricht gezielt in der Schule zu fördern.