Die Abschlussarbeit von ÖVP-Innenminster Karl Nehammer an der Donau-Universität Krems zur Erlangung des akademischen Grades „Master of Science“ (MS) ist offenbar so schwach, dass es nicht einmal ein Plagiat sein kann.
Qualität schlecht, aber kein Plagiat
Demnach auch das Urteil des bekannten Plagiatjägers Stefan Weber:
Die Qualität ist nicht gut, aber kein Plagiat.
Tatsächlich wird beim Studieren der 121 Seiten zum Thema „Strategie und Politische Kommunikation der Volkspartei Niederösterreich im Landtagswahlkampf 2013“ wohl kaum jemand ermutigt, selbst nochmals eine akademische Karriere anzustreben.
Ein paar Passagen über alltägliches Handwerk von Wahlampfleitern, zum Beispiel darüber, wie man die Wähler bei einer Landtagswahl mobilisieren kann, dazu einige Grafiken, etwa über die Bevölkerungsstruktur in Niederösterreich und schon ist die Masterarbeit fertig.
“Volkspartei Niederöstereich beruht auf professionellen Funktionäre”
Dass Nehammer so schnurstracks zum Akademiker wurde, damit seine Visitenkarte aufbessern und sich damit möglicherweise auch Gehaltsvorteile im öffentlichen Dienst verschaffen konnte, ist die eine Sache. Dass die Abschlussarbeit reinste ÖVP-Propaganda darstellt, die andere. So schreibt Nehammer unter dem Titel „Die Hypothesen“:
Der Erfolg der Volkspartei Niederösterreich beruht auf einer professionellen Funktionäre/innen-Betreuung durch die Landesparteizentrale von der Bezirksebene bis zur Ortsparteiebene, und ist ausschlaggebend für eine erfolgreiche Mobilisierung. Nur wenn die eigenen Funktionäre/innen ausreichend mobilisiert sind, kann ein Wahlerfolg gelingen.
Darüber hinaus hat das regionale Wahlverhalten der Wahlberechtigten in Niederösterreich einen bedeutenden Einfluss auf die strategische Positionierung des Spitzenkandidatens und die Entwicklung der politischen Kommunikation durch die Volkspartei Niederösterreich.
Meinungsforscher Hofer untersützte Nehammer mit Beitrag
Einen breiten Raum in seiner Abschlussarbeit überlässt Nehammer dem Meinungsforscher Thomas Hofer, der die Kampagne der Volkspartei Niederösterreich analysiert. Hofers Analyse erstreckt sich gleich über zweieinhalb Seiten – ein praktischer Nebeneffekt für Nehammer, der sich aufgrund dessen nicht selbst anstrengen musste. Kein Plagiat, aber peinlich. Denn Hofer kam in seiner Beurteilung vom Schwärmen über die Wahlkampagne der ÖVP nicht mehr heraus.
Laut Auskunft bei der Donau-Universität Krems wurde die Masterarbeit von Karl Nehammer, MS, nicht durch seinen Betreuer, dem ORF-Politikexperten Peter Filzmaier, auf Plagiat geprüft, sondern mit einer modernen Software. Eine ÖVP-Propaganda erkennt diese elektronische Überprüfung offenbar nicht.