Der US-Geopolitiker George Friedman, ein jüdischer Auswanderer, lobt den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán und übt scharfe Kritik an der Europäischen Union.
Zweifelhafte Idee einer gemeinsamen europäischen Identität
Gegenüber dem ungarischen Fernsehen HírTV, über das die Zeitung Unser Mitteleuropa berichtet, meinte er: Die EU habe auf gewisser Weise aufgehört zu existieren. Es gebe zwar noch Treffen, aber die Idee, dass es eine gemeinsame europäische Identität gibt, werde zunehmen zweifelhaft. Friedman wörtlich:
Es ist so, dass die EU auf institutioneller Ebene immer noch funktioniert und Institutionen wichtige Dinge tun, aber die Theorie, dass es ein einziges Europa gibt, ist bereits erschüttert; sie wurde zerstört.
Orbán vertritt europäische Prinzipien
Ein gutes Zeugnis dagegen stellte George Friedman, der 1949 in Budapest in eine ungarisch-jüdische Familie geboren wurde, die in die USA auswanderte, Viktor Orbán aus: Dieser, so Friedman, vertrete die demokratischen Prinzipien Europas, die anderen Länder nicht mögen würden. Orbán sei eine Herausforderung für die EU:
Jedes Land möchte anders, nach eigener Tradition leben. In diesem Sinne denke ich, dass Orbán die Transformation der EU kritisiert, und deshalb hassen ihn die Europäer.
Zur Person: George Friedman studierte Politikwissenschaft in New York und promovierte anschließend. 1996 gründete er Stratfort, eines der bekanntesten privaten Geheimdienstunternehmen der Welt und eine geopolitische Denkfabrik. In einem Porträtartikel über ihn beschrieb das New York Times-Magazin Friedman aufgrund seiner geopolitischen Vorhersagekraft als die „magische 8‑Wege-Billardkugel“. Seit der Abspaltung von Stratfort im Jahr 2015 verwaltet das Unternehmen das Analyseportal Geopolitical Futures.