Ein Impfstoff gegen Covid-19 ist für Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) die Lösung für die Corona-Krise. Vor einer Woche erklärte er nach einem Treffen mit den Chefs der Pharmakonzerne Roche, Novartis und Lonza in Basel, dass er davon ausgehe, dass „im ersten Halbjahr 2021 nicht nur ein Impfstoff erforscht, sondern auch zugelassen ist und in Europa auch zur Anwendung kommt“.
Unterstützung erhält Kurz dabei vom österreichischen Virologen Florian Krammer, der an der Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York (USA) arbeitet. Er meint, dass es „effektive und sichere Impfstoffe bereits in Monaten“ geben werde und verweist auf die Entwicklung in „Rekordgeschwindigkeit“.
Erleichterung bei klinischen Prüfungen
Dafür wurden bereits Anfang Juli die strengen Regeln für die Herstellung von Arzneimitteln außer Kraft gesetzt. Seit Mitte Juli werden Covid-19-Arzneimittel mit genetisch veränderten Organismen ohne vorherige Umweltverträglichkeitsprüfung klinisch geprüft. Die EU-Verordnung gilt, solange die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Covid-19 als Pandemie betrachtet.
Dabei werden die Gefahren eines solchen Schnelldurchlaufs in „Rekordgeschwindigkeit“ gerne ausgeblendet. So testete das US-Unternehmen Moderna bereits im März einen Impfstoff an Menschen, ohne dass zuvor Tierversuche stattgefunden hatten. Bei drei von 15 Probanden traten daraufhin schwere systemische Nebenwirkungen auf. Astra Zeneca stoppte erst kürzlich zum zweiten Mal seine Impfstoffstudie, nachdem eine junge Britin nach der Impfung Symptome einer Rückenmarksentzündung zeigte, die zu Lähmungen und Muskelschwäche führen kann.
Corona-Impfstoff ohne Gewähr
Wie „vertrauenerweckend“ dieser Impfstoff – wer immer das Rennen in der Entwicklung dabei für sich entscheidet – sein wird, lässt sich auch daraus schließen, dass die Pharmakonzerne keine Haftung für die Nebenwirkungen des neuen Medikaments übernehmen wollen. So sagte die Vorsitzende der Verbandsgruppe Impfungen Europa, Sue Middleton, bei einer Anhörung im Gesundheitsausschuss des Europäischen Parlaments am vergangenen Dienstag in Brüssel:
Die EU-Kommission oder die Mitgliedstaaten würden die Unternehmen im Wesentlichen von den Kosten für rechtliche Schritte freistellen.
Die Pharmakonzerne fordern eine öffentliche Haftung. Bei unerwarteten Nebenwirkungen ihrer Corona-Impfstoffe wollen sie von der Haftung befreit sein.
Impfstoff überflüssig
Doch all dies interessierte Kurz in Basel nicht. Dort erklärte er im Brustton der Überzeugung eines Hohepriesters:
Es gibt sehr erfolgsversprechende Medikamente, die die Mortalität der Krankheit und auch die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in den Spitälern deutlich reduzieren können.
Welch ein Glück, dass seit Wochen so gut wie niemand mehr an Covid-19 stirbt und auch die schweren Krankheitsverläufe massiv zurückgegangen sind!