Die Pressemitteilung von ÖVP-Bundeskanzler Sebastian Kurz, der Auftritt von Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Die Grünen) in der ORF-Pressestunde am Sonntag und ein durch Anschober neuerlich abgesetzter Pressetext deckt die Regierungsstrategie ganz klar auf: Schwarz-Grün möchte mit verstärkten Tests und Maskenpflicht in ihrer gemeinsamen partei- und machtpolitischen Dramaturgie die zweite Corona-Welle vorbereiten. Offensichtlich haben politische Berater und Spin-Doktoren im Umfeld von Kanzler Kurz hier wieder einmal Regie geführt.
Halbierung der Infektionszahlen wird von Anschober kleingeredet
Anschober kündigt in seinem Pressetext fast pathetisch an, dass die nächsten Wochen entscheidend sein und die steigenden Zahlen verstärkte Maßnahmen erfordern würden. So würde auch in Teilen Österreichs mehr Personal für stark geforderte Gesundheitsbehörden benötigt.
Mit den für 13. September ausgewiesenen geringen Infektionszahlen ist er scheinbar gar nicht zufrieden. Dafür sieht er in der verpflichtenden Maskierung in Österreich eine „sichtbare Verstärkung“ des Risikobewusstseins:
Die heutige Halbierung der Infektionszahlen ist leider keine Entwarnung, denn sie ist teilweise auf die geringeren Testzahlen am Wochenende zurückzuführen (10.573 Tests in den letzten 24 Stunden). Es ist daher höchst notwendig, dass die neuen Maßnahmen der Bundesregierung mit einer Verkleinerung der Veranstaltungen und der flächendeckenden Einführung des MNS in den meisten öffentlichen Gebäuden mit Null Uhr in Kraft treten. Ich erwarte mir davon auch eine spürbare Verstärkung des Risikobewusstseins der Bevölkerung – denn jetzt ist in allen Bereichen für alle sichtbar, dass die Situation ernst ist.
Kommt ein zweiter Lockdown vor Wien-Wahlen?
Liest man die Zeilen aus Anschobers Pressetext, dann gewinnt man den Eindruck, er möchte die Österreicher auf eine zweiten Lockdown noch vor der Wien-Wahlen vorbereiten:
Wir haben im Frühling gezeigt, dass wir es können, jetzt müssen wir zu dieser damaligen Umsicht und Vorsicht und dem damals von fast allen praktizierten Verantwortungsgefühl füreinander zurückkehren. Viele machen das seit Beginn der Pandemie, jetzt müssen das wieder alle leben.
Laut Gesundheitsminister Anschober würden die nächsten Tage und Wochen eine wirklich entscheidende Phase werden. Der grüne Minister propagiert, dass man mit aller Kraft verhindern müsse, dass Österreich in exponentielle Steigerungen kippe und die Kontrolle über das Coronavirus verlieren würde. Er sehe gute Chancen, dass das gelinge, wenn alle an einem Strang zögen.