Neue mediale Spekulation gibt es um die tatsächliche Herkunft des am 4. August im Beiruter Hafern in die Luft gegangenen Ammoniumnitrat-Lagers. Die Spuren führen einmal mehr in den Macht- und Einflussbereich der schiitischen Hisbollah-Milizen, die in der libanesischen Innenpolitik seit vielen Jahren einen manifesten Faktor darstellen.
Internationale Geheimdienstinformationen sollen belegen, dass die Schiiten-Miliz in den Jahren 2013 und 2014 „erhebliche Mengen” von Ammoniumnitrat erhalten haben sollen. Insgesamt ist von Mengen im Ausmaß von nicht weniger als bis zu 670 Tonnen der gefährlichen Chemikalie die Rede.
Iranische Kuds-Brigaden sollen Ammoniumnitrat geliefert haben
Abgewickelt sollen die Ammoniumnitrat-Lieferung Organisationseinheiten der iranischen Kuds-Brigaden. Die Lieferungen sollen sowohl über den Luft-, Land- aber auch Seeweg in den Libanon gelangt sein. Jetzt stellt sich die Frage, ob diese iranischen Lieferungen schlussendlich auch im Beiruter Hafen gelandet und dort in den Frachthallen gelagert worden sind.
Der Beiruter Frachthafen gehört seit Jahren zum Einflussbereich der Hisbollah-Milizen in der libanesischen Hauptstadt. Mit dieser Machtposition kontrollieren die Schiiten den Import und Export aus dem Libanon und sind damit auch wirtschaftspolitisch ein wesentlicher Faktor.
Hisbollah ist Teil des Proporzsystems im Libanon
Im fragilen Machtgefüge ist die Hisbollah ein Teil des politischen und religiösen Proporzsystems im Libanon. Mit Teilen der christlich-maronitischen politischen Kaste gemeinsam hat die Hisbollah in der Vergangenheit wiederholt eine Machterweiterung für sich selbst durchgesetzt.
Insgesamt soll die Hisbollah bis heute rund 200.000 Mitglieder unter Waffen haben und so einen schiitischen Staat im Staat bilden. In der Staatsführung ist der christlich-maronitische Präsident Michel Aoun ein wichtiger Verbündeter der Schiiten.