Längst ist das Anliegen nationaler Selbstbestimmung für Schottland ein Punkt auf der Tagesordnung europäischer Politik. Umso bemerkenswerter, was sich jüngst in Schottland unbeachtet von “politisch korrekten” Medien des deutschen Raumes ereignet hat.
Ökumenische Kraftanstrengung für nationale Kultur
Im Rahmen der engagierten Zusammenarbeit der drei bedeutendsten christlichen Konfessionen Schottlands, der offiziellen evangelisch-reformierten (Landes-)Kirche von Schottland, der römisch-katholischen Kirche und der Freien Kirche von Schottland, konnte eine neue Übersetzung des Neuen Testaments ins Gälische fertiggestellt werden. Finanziell unterstützt wurde das Projekt nicht zuletzt vom ökumenischen Dachverband christlicher Konfessionen “Action of Churches Together in Scotland”. Die Audio-Ausgabe der vier Evangelien des Neuen Testaments auf Gälisch ist in Arbeit. Gerade die offizielle Landeskirche Schottlands bemüht sich längst um eine Wiederbelebung des Gälischen in ihrem Wirkungsbereich.
Natürlich wundert die positive Reaktion seitens der in Schottland seit Jahren regierenden Schottischen Nationalpartei (SNP) zu solch bemerkenswerten Vorgängen nicht.
Größeres politisches Ganzes
Tatsächlich sind die erneuerte Bibelübersetzung ins Gälische und andere Aktivitäten zur Förderung des Gälischen im größeren Zusammenhang des fortschreitenden Ringens um schottische Identität und Selbstbestimmung zu sehen.
So meinte jüngst Schottlands Ministerpräsidentin und SNP-Vorsitzende Nicola Sturgeon, das Vermächtnis der scheidenden britischen Premierministerin Theresa May werde die Unabhängigkeit Schottlands sein. Ganz ähnlich meinte die angesehen Tageszeitung The Guardian, May sei unabsichtlich zur Heldin der schottischen Unabhängigkeitsbewegung geworden. Der unermüdliche Kämpfer für Brexit, Nigel Farage, räumte bereits ein, dass eine Unabhängigkeit Schottlands grundsätzlich zu akzeptieren sei, wenn auf der anderen Seite endlich der Brexit verwirklicht werden könnte.
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