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12. April 2012 / 10:50 Uhr

Islamisten nutzen Freiheitskampf der Tuareg zur Verbreitung der Scharia

Der Sturz Gaddafis durch NATO-Truppen in Libyen zeitigt unerwartete Folgen für Mali: Gaddafis schwerbewaffnete Tuareg-Kämpfer sind ihre Heimat zurückgekehrt und kämpfen nun für die eigene Sache. In den letzten Wochen haben die Tuareg den gesamten Nordosten Malis erobert. Die Hauptlast der Kämpfe trug dabei die MNLA (Mouvement National pour la Libération de l'Azawad), welche eine Sezession des Gebietes von Mali anstrebt und hier einen eigenen Staat namens „Azawad“ ausgerufen hat, den aber noch niemand anerkennt.

Azawad

Azawad

Die Rebellen eroberten den Nordosten Malis und riefen
den Tuareg-Staat Azawad aus.
Foto: Orionist / Wikimedia (CC BY-SA 3.0)

Ebenfalls an den Kämpfen beteiligt ist eine andere Tuareg-Organisation namens „Ansar Dine“ (Verteidiger des Glaubens). Diese Islamisten, die der Al-Kaida im Maghreb nahestehen, verfolgen andere Pläne. Sie gaben bekannt, die Rebellion nicht zu unterstützen, da sie nicht im Namen des Islam geschehe, und erkennen Azawad ebenfalls nicht an. Ihr Ziel ist nicht die Unabhängigkeit der Tuareg, sondern die Einführung der Scharia. Die Last der Kämpfe überlassen die Islamisten der MNLA, während sie in die eroberten Städte einrücken, die Flaggen der MNLA durch ihre eigenen ersetzen und die Scharia einführen. In Timbuktu hat dies zur Flucht der christlichen Bevölkerung geführt. Dort verbrannten die Islamisten sogar die Flaggen der MNLA und verjagten deren Kämpfer aus der Stadt. Kaukasische Islamisten jubeln bereits über die Machtübernahme des radikalen Islam in Mali.

Die Zukunft Azawads ist höchst ungewiss. Eine Rückeroberung durch die malische Armee oder Truppen der Nachbarstaaten scheint derzeit unwahrscheinlich, da diese den besser ausgerüsteten Tuareg hoffnungslos unterlegen sind. Frankreich hat eine militärische Unterstützung gegen die Tuareg bereits ausgeschlossen. Sich selbst überlassen würde Azawad wohl im Chaos versinken würde, wovon Al-Kaida den größten Nutzen hätte, da sie sich dort neue Basen schaffen könnte.

Der französische Afrika-Experte Bernard Lugan plädiert deshalb dafür, den künstlichen Staat Mali, der nie funktioniert habe, endgültig aufzugeben und den Tuareg-Staat anzuerkennen. Dadurch würde der Westen die Tuareg als wichtige Verbündete im Kampf gegen die Islamisten gewinnen. Die schlechtere Alternative sieht er darin, Azawad zurückzuerobern, um die Fiktion eines malischen Nationalstaates weiter aufrechtzuerhalten. Dies würde die Tuareg nämlich in die Arme der Islamisten treiben. 

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