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Die Nennung “Islamischer Staat” verletze die Gefühle von Muslimen, meint David Cameron.

BBC

7. Juli 2015 / 16:30 Uhr

Großbritannien: “Islamischer Staat” soll zensiert werden

In Großbritannien fordern immer mehr Politiker – nun auch Premierminister David Cameron –, dass der Islamische Staat nicht mehr als solches bezeichnet wird, da sonst die religiösen Gefühle der britischen Muslime verletzt werden könnten. Der staatliche Rundfunk BBC hingegen verweigert die von ihm geforderte Zensur in Hinblick auf die neutrale Berichterstattung, so dessen Direktor Lord Hall of Birkenhead.

Islam "eine großartige Religion"

Mitten in einem Interview über ein Terrorattentat des IS in Tunesien, bei dem 30 Briten ums Leben kamen, sprach Cameron sein Missfallen darüber aus, dass der Reporter die Terrorgruppe beim Namen nannte: "Ich wünschte, der BBC würde aufhören, es 'Islamischer Staat' zu nennen, denn es ist kein Islamischer Staat. Es ist ein empörendes, barbarisches Regime. Es ist eine Perversion der Religion des Islams, und, sie wissen, viele Muslime, die diese Sendung hören, werden jedesmal tief getroffen sein, wenn sie die Worte 'Islamischer Staat' hören."

Den Einwand des Reporters, dies sei nun einmal der Name, den die Terroristen sich sebst gäben, ließ er nicht gelten – sie sollen, so Cameron,  wenigens den Titel "sogennant" davor setzen: "Was hier geschieht, ist die Perversion einer großartigen Religion."

Berichte beleidigen "friedliche Religion"

Über 100 britischen Parlamentarier hatten unterdessen einen Brief an den Staatsfunk BBC unterzeichnet, in dem sie dazu aufforderten, den Islamischen Staat nicht mehr mit seinem Namen oder den Abkürzungen ISIS oder ISIL zu benennen, da dies die "friedliche Religion" der Muslime "beleidige". Stattdessen forderten sie den Einsatz eines arabischen Kunstwortes ("Daesh"), das die Berichterstattung arabischer Länder oft als Beleidigung für den IS gebrauchen. Der BCC verweigerte diese Forderung, stimmte aber zu, regelmäßig die Modifikation "sogenannter Islamischer Staat" zu gebrauchen.

Unterdessen warnt der Londoner Bürgermeister Boris Johnson in einem Interview mit dem Telegraph davor, die Worte "Islam" und "Muslim" aus falsch verstandener Toleranz ganz aus der Berichterstattung zu streichen: "Es hat sich herausgestellt, dass es effektiv keine Möglichkeit gibt, einen islamisch inspirierten Terroristen zu beschreiben, die nicht in muslimischen Ohren vorurteilsbehaftet ist." Er fordert, das Kind beim Namen zu nennen, und weist auf die Zusammenhänge hin: "Wir können die Benutzung von 'Moslem' oder 'Islam' nicht zensieren. Das lässt einfach zuviele Leute vom Haken. Wenn wir jeden Zusammenhang zwischen Terrorismus und Religion verleugnen, sagen wir, dass es kein Problem in irgendwelchen Moscheen gibt; das es nichts in den religiösen Texten gibt, das man verdrehen oder missverstehen könnte; dass es keine religiösen Führer gäbe, die den Hass auf den Westen anstacheln, dass kein Glauben für Politik pervertiert wird."

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