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6. September 2011 / 11:29 Uhr

Gaddafi bot Friedensvertrag mit Israel und Freilassung von Gilad Schalit an

BildWar es der letzte Politpoker Gaddafis? Der israelische Vize-Minister für die Entwicklung des Negev und Galiläa, der Druse Ayoob Kara, erklärte in einem der arabischen Tageszeitung Asharq Al-Awsat gewährten Exklusiv-Interview, dass Oberst Muammar Gaddafi Israel die Freilassung des israelischen Soldaten Gilad Schalit angeboten hätte, der sich seit fünf Jahren in der Gefangenschaft der Hamas befindet. Dies hätte das Vorspiel zu einem Friedensvertrag zwischen Libyen und Israel sein können, wobei das Angebot von Muammar Gaddafi auch dadurch motiviert war, dass Tel Aviv bei der "internationalen Gemeinschaft" intervenieren sollte, um die NATO-Angriffe gegen Libyen zu stoppen. Das französische Nachrichtenportal Novopress hat die diplomatische Initiative aufgearbeitet, an der auch der Wiener FPÖ-Stadtrat David Lasar beteiligt war.

Ayoob Kara erklärte: "Ich habe gemeinsame Freunde mit Saif al-Islam Gaddafi in Österreich. Er hat eine Reihe von Jahren in Wien studiert und meine Freunde, die seine Klassenkameraden waren, haben für ihn interveniert." Die Hauptfigur bei der Vermittlung sei dabei der Wiener FPÖ-Stadtrat David Lasar gewesen, der Mitte Juli eine Friedensmission nach Libyen unternommen hatte.

 

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Ayoob Kara, Mitglied der Likud-Partei und
stellvertretender Minister für die Entwicklung von Negev und Galiläa.
Foto Jusmine / Wikimedia

Kara legte auch offen, dass Gaddafi ihn offiziell nach Libyen eingeladen hätte, um den Vorschlag zu diskutieren und dass er [Kara] selber gerne nach Libyen gereist wäre, daran jedoch durch die israelischen Behörden aus Sicherheitsgründen gehindert wurde. Aus diesem Grund bat der israelische Vizeminister seinen österreichischen Freund, an seiner Stelle Libyen zu besuchen. David Lasar flog daraufhin nach Libyen, wo er mit Saif al-Islam Gaddafi zusammentraf und besprach mit diesem das libysche Angebot betreffend die Freilassung von Gilad Schalit und Unterzeichnung eines Friedensvertrags mit Israel. Laut Ayoub Kara hätte Saif al-Islam Gaddafi sogar seine Bereitschaft bekundet, nach einer Freilassung von Gilad Shalit persönlich Israel zu besuchen und eine Rede vor der Knesset zu halten, in gleicher Weise wie dies der ägyptische Präsident Anwar Sadat im Jahr 1977 getan hatte.

Kara führte gegenüber Asharq Al-Awsat aus, dass das libysche Angebot in Tel Aviv sehr ernst genommen wurde, da man Gaddafi bat, es auch schriftlich zu formulieren. Die Situation in Tripolis hätte ihn jedoch daran gehindert und der Vormarsch der libyschen Rebellen hätte die israelischen Behörden letztlich veranlasst, die Kommunikation einzustellen. Auf eine Frage, ob das Gaddafi-Regime überhaupt in der Lage gewesen wäre, eine Freilassung von Gilad Schalit zu bewirken, antwortete Kara. "Wir haben diese Frage ebenfalls gestellt und erhielten daraufhin die Antwort, dass Saif al-Islam und sein Vater sehr enge Beziehungen mit dem Hamas-Führer Khalid Meshal und den syrischen Behörden unterhielten." Er fügte hinzu, dass "es keinen Zweifel gibt, dass er [Saif al-Islam] in diesem Zusammenhang eine kompetente und verbindliche Zusage machen konnte."

Gaddafi wollte Intervenion Israels bei USA und NATO

Auf eine Frage, was das Gaddafi-Regime konkret im Gegenzug erwartet hätte, äußerte Kara, dass "man wünschte, dass die NATO-Truppen ihre Angriffe einstellen sollten. Man hätte darüber hinaus Israel gebeten, im Namen von Libyen bei den Vereinigten Staaten zu intervenieren, damit diese auf ihre Verbündeten in Europa einwirken und ein Ende der NATO-Offensive herbeiführen." Zur Frage, ob Tel Aviv diese Forderungen akzeptieren könnte, antwortete Kara gegenüber Asharq Al-Awsat, dass "wir in erster Linie daran interessiert waren, die Freilassung von Schalit und die Unterzeichnung eines Friedensvertrags mit einem arabischen Land zu bewirken."

Auf Nachfrage, ob es für Israel politisch tragbar wäre, ein Regime zu unterstützen, das eine Politik der Gewalt gegen die eigene Bevölkerung verfolgt, betonte der israelische Vizeminister, dass es "unsere Politik [sei], sich nicht in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten einzumischen. Diese Frage wurde von der [israelischen] Regierung vor einer Entscheidung natürlich ebenfalls diskutiert. Wir konnten aber nicht bis zu einer Verwirklichung gelangen, da das Angebot leider zu spät kam." Kara erklärte auch, dass Tel Aviv derzeit nicht in Verbindung mit dem libyschen Staatschef stehe, verweigerte jedoch eine Stellungnahme auf die Frage, ob er wüsste, wo sich Gaddafi heute befindet.

Gegenüber der Jerusalem Post bestätigte Kara die Angaben inhaltlich und rechtfertigte seine Initiative: "Wenn ich wüsste, dass Gilad Schalit freigelassen wird, würe ich dafür jeden Preis zahlen. Ich kümmere mich nicht um die interne Situation in Libyen – ich will nur Gilad Schalit nach Hause bringen." Dass er mit der arabischen Zeitung Asharq-al-Awsat gesprochen habe, stellte Kara hingegen in Abrede: "Ich weiß nicht, wie die Geschichte öffentlich geworden ist."

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